Jeder spricht davon – dein inneres Kind muss glücklich sein. Doch was ist das innere Kind eigentlich und was hat es mit deinen heutigen Problemen als Erwachsener zu tun?
Wie deine Glaubenssätze entstehen
Die Aufgabe eines gesunden Erwachsenen ist es , dem Kind verhaltensbezogene, gesunde Grenzen zu setzen und ihm gleichzeitig genug Raum für die emotionale Reifung zur Verfügung zu stellen. Du darfst so SEIN wie du bist.
In den meisten Fällen jedoch (und auch hier die Betonung: auch die Eltern haben das nicht bewusst entschieden), übertragen Eltern ihre eigenen kindlichen Glaubenssätze unbewusst auf das Kind. Aus Mangel an eigenem Bewusstsein, wird Anerkennung, Zuwendung und Liebe an Bedingungen geknüpft. Bekommt ein Kind nicht bedingungslose Anerkennung und Liebe, die es für die Entwicklung eines gesunden Selbstwertgefühl benötigt, lernt das Kind frühzeitig sich diese Zuwendung zu erarbeiten. Es entstehen WENN-DANN Schlussfolgerungen:
- „Wenn du artig bist, liest Mama dir später etwas vor“
- „Wenn du nicht so gemein bist, dann haben dich auch die anderen Kinder lieb“
- „Wenn du eine gute Note schreibst, dann ist Papa ganz stolz auf dich“
Diese Formen der Bedingung sind eher offensichtlicher Natur. Da ein Kind immer abhängig von Zuwendung und Aufmerksamkeit ist, lernt das Kind also schnell diese „Wenn, dann“ Bedingung zu verinnerlichen. Es lernt, wenn ich so und so bin, dann bin ich ok.
Genauso häufig kommt es vor, dass sogenannte Zuschreibungen ein Kind schon früh in die Anpassung zwingt:
- „Gott sei Dank bist du nicht so laut wie dein Bruder, dafür haben dich Mama und Papa sehr lieb“
- „Du bist mein liebes Mädchen“
- „Du bist ein kräftiger Kerl, du wirst es weit bringen“
- „Du bist Papas hübsches Mädchen, du wirst den Männern mal den Kopf verdrehen“
Entscheidend ist weniger, was Eltern ihren Kindern tatsächlich sagen. Entscheidend ist vielmehr, wie das Kind die Botschaften verarbeitet. Hierbei spielen auch Schlüsselerlebnisse eine signifikante Rolle, Erlebnisse die für das Kind emotional sehr bedeutsam waren. Wichtig ist hierbei aber zu verstehen, dass das elterliche Verhalten Kindern eine Orientierung für dessen eigenes Verhalten gibt. Geknüpft an Zuwendung, Anerkennung aber auch an Bestrafung und Liebesentzug führt dies im Kind zu einer Art Überlebensschlussfolgerung. Das Kind verinnerlicht eine Bedingung, die sich im Unbewusstsein manifestiert:
- Wenn ich Mama helfe, ist sie nicht mehr traurig = Wenn ich helfe, bin ich ok = Deswegen ist es wichtig, anderen Menschen zu helfen.
- Wenn ich gute Noten schreibe, ist Papa stolz auf mich = Wenn ich klug bin, bin ich ok = Deswegen ist es wichtig, im Leben erfolgreich zu sein.
- Wenn ich wütend bin, hat Mama mich nicht mehr lieb = Wenn ich wütend bin, bin ich nicht ok = Deswegen ist Wut schlecht
Dies sind nur wenige Beispiele für mögliche Schlussfolgerungen. Für welches Verhalten sich ein Kind nach der Schlussfolgerung entscheidet, also welche Strategie es anwendet, liegt meist nicht mehr unter Einfluss der Eltern. Schlussfolgert ein Kind, dass es hilflos und schwach ist, kann sich das Kind folglich schüchtern im Hintergrund halten. Die andere mögliche Strategie wäre, ein zurückhaltendes Kind zu sein und als Erwachsener draufgängerisch und laut (also vermeintlich stark).
Dein inneres Kind braucht dich
Wichtig ist für uns als Erwachsener, diese kindlichen Anpassungsmuster erst einmal zu begreifen, zu sehen und mit Mitgefühl zu behandeln. Diese unbewussten Überzeugungen dienten einst unserem „Überleben“, unserer Bedürfnisstillung nach Liebe und Zuwendung. Hier muss in erster Linie Mitgefühl für uns selbst hin! Dann schließlich können wir beginnen, ehrlich zu uns selbst zu sein. Bedeutet, sich bewusst damit auseinanderzusetzen, ob diese Glaubenssätze überhaupt stimmen können. Bin ich wirklich nur Ok wenn ich lieb bin? Bin ich nur Ok wenn ich helfe? Ehrlichkeit zu sich selbst bedeutet in diesem Fall: Verantwortungsübernahme.
Was bedeutet innere Kindarbeit wirklich?
Sich mit dem inneren Kind zu befassen bedeutet nur eines: Gedanken hinterfragen. Gefühle fühlen. Und zwar im Körper. Jedes mal wenn meine Glaubensmuster „getriggert“ werden, darf ich die Aufmerksamkeit weg vom Außen hin zum Innen richten. Das Gefühl bewusst in mir spüren und einen Moment lang die Zeit still stehen lassen. Meine Gedanken bewusst beobachten. Das ist alles was es zur Veränderung benötigt.
Nur durch bewusstes Hin-Fühlen und bewusste Sich-Selbst-Wahrnehmung können sich die Muster allmählich auflösen. Denn alles was sichtbar wird, kann sich verändern. Wir schaffen uns keinen weiteren Schmerz mehr.
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[…] Enttäuschungen entstehen, wenn Erwartungen nicht eintreten. Diese Erwartungen sind uns oft nicht bewusst oder wir halten sie mehr für selbstverständlich. Wenn ich respektvoll mit meinen Kollegen umgehe, erwarte ich selbiges von den Kollegen. Wenn ich für meine Freunde immer ein offenes Ohr habe, erwarte ich, dass diese genauso für mich da sind. Auch wenn es uns nicht bewusst ist, unser Verhalten unterliegt einer Bedingung. Das ist nichts schlechtes oder falsches, vielmehr sind es unbewusste Schlussfolgerungen, die aus unserer Kindheit stammen (siehe hierzu auch der Artikel Unser unbewusstes Lebensskript). […]