Da schaffst du irgendwie den Absprung aus einer toxischen Beziehung, hast aber eigentlich Angst vor dem Kontaktabbruch. Du willst nicht vergessen werden, du kannst dir nicht vorstellen, nie wieder etwas von dieser Person zu hören. Überall wird gebetsmühlenartig davon gepredigt, sofort den Kontakt zu der Person einzustellen. Kein Kontakt! Blockieren! Aber was, wenn man das nicht kann? Geht es überhaupt darum, den Kontakt abzubrechen oder geht es hier nicht um was ganz anderes?
Warum fällt mir der Kontaktabbruch so schwer?
Eine Trennung aus einer toxischen Beziehung funktioniert nicht anders wie ein Drogenentzug. Du sehnst dich nach den schönen Momenten, bist gedanklich nur in Vergangenheit oder Zukunft. Es fällt dir unglaublich schwer den jetzigen Moment so anzunehmen wie er ist.
Außen ist nichts los – der Mann oder die Frau ist weg.
Du bist zwangsläufig auf dich selbst zurückgeworfen worden. Das tut erst mal wahnsinnig weh und vor allem macht es eins: Angst. Da schreit etwas in dir nach dieser Person, den Erinnerungen und will ALLES TUN damit diese Verbindung wiederhergestellt wird. Was aber genau schreit hier? Es sind tief liegende Glaubenssätze in dir, die dich glauben lassen, du seist ohne diesen Menschen nicht vollkommen. Es sind Gedanken, die aus deiner Kindheit stammen. Hier hast du nämlich gelernt, dass du für Liebe kämpfen musst. Für deine Glaubenssätze hast du nun den Kampf also verloren.
Was kann ich tun?
Der erste Schritt raus aus dieser Sehnsuchtshölle bedeutet also: Werde dir bewusst darüber, dass du dich nicht nach dieser vermeintlichen Liebe sehnst. Alles was mit Schmerz zu tun hat, hat nichts mit Liebe zu tun. Du sehnst dich nicht nach dieser Person, sondern dein unbewusster Teil in dir schreit verzweifelt nach dem Wiedererleben dieser Beziehung – danach, noch ein letztes Mal die Chance zu bekommen, es endlich „richtig“ machen zu können, nach der Bestätigung doch gut genug und besonders zu sein.
Wenn du dir also bewusst darüber wirst, welcher Teil in dir zurück zu diesem Mann oder dieser Frau möchte, ist das der Anfang vom Ende. Die Frage, ob du weiter Kontakt aufrechterhalten möchtest stellt sich dir automatisch nicht mehr, wenn du dir bewusst darüber wirst, welcher Teil in dir weiterhin an dieser Beziehung festhält.
Sehnsucht? So kommst du da raus.
Kontaktabbruch? Blockieren? Löschen?
Entgegen der weitverbreiteten Meinung: „Sofort Kontaktabbruch! Weg von der Droge! Blockieren, Löschen – Weg aus deinem Leben!…“ vertrete ich, aus eigener Erfahrung eine andere Meinung: Es ist zweitrangig ob du den Kontakt sofort abbrechen kannst oder ob du noch ein paar Schleifen drehen musst. Du hast das alles selbst nicht gemacht. Das Leben gibt dir all das was du brauchst um da rauszukommen – und zwar zum richtigen Zeitpunkt. Wir gehen alle viel zu streng mit uns selbst um, fordern von uns etwas das im Moment unmöglich erscheint. Warum behandeln wir uns nicht einmal mit etwas Sanftheit und Verständnis? Die Antwort kommt von selbst und auch DU wirst an den Punkt kommen wo du BEWUSST sagst: Ich mag nicht mehr. Alles zuvor ist nur der verzweifelte Versuch Kontrolle zu erlangen und Grenzen zu setzen, Grenzen die wir aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht mal selbst in uns bewusst spüren. Daher zwingen wir uns unter verzweifelter Suche nach unserem Selbstwert meist zu einer Handlung. Was soll das bringen?
Nimm den Druck raus, dass du irgendwas sofort tun musst! Sieh lieber den Terror in dir, der dir vorgibt was du eigentlich tun solltest, es aber nicht kannst. Beobachte dabei deine Gedanken und die Angst in dir. Das ist viel wertvoller und bringt dich viel weiter als zwanghaft zu handeln ohne dabei hinzusehen was wirklich in dir vorgeht. Wenn du den Kontakt unterbinden kannst und willst, ist es gut. Wenn das jetzt noch nicht geht, ist es auch okay.
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