Im Prinzip kann man das „ICH“ in zwei Teile untergliedern. Da ist auf der einen Seite unser eigentliches Ich, unser wahres Selbst welches frei von Sorgen, Wut, Zorn und jeglichem Leid ist. Der andere Teil in uns ist unser Ego. Das Ego ist unser angelerntes und somit unechtes Ich. Das Ego ist Ursache für jeden Schmerz und jedes Leid in uns selbst und auf dieser Welt. Unser Ego bildet sich bereits im frühen Kindesalter. Es entsteht durch zunehmende Identifizierung mit unserem Verstand und mit unseren erlernten Denkkonventionen. Denkkonventionen, übermittelt vom Elternhaus, von sozialen Kontakten und der Gesellschaft. Sämtliche Anpassungsmuster unseres Egos entstehen sehr früh und werden oft durch unentdeckten emotionalen Missbrauch gestärkt.
Wer bin ich?
Beispielsweise erfahren wir in der Kindheit einen Mangel an bedingungsloser Liebe. Wir lernen, uns die Liebe unserer oder eines unserer Elternteile zu verdienen. Entweder mit Leistung, mit gutem Aussehen oder aber damit, dass wir so sind wie wir „gebraucht“ werden. Subtext: Wir dürfen nicht so sein wie wir wirklich sind. Infolgedessen lernt unser Ego, so zu sein wie es von uns verlangt wird, um schließlich das Gefühl des Geliebtwerdens zu erfahren. Genau aus diesen Anpassungsmustern bildet sich im Laufe der Jahre, das was wir als „Ich bin“ bezeichnen. Oftmals kommen wir im Laufe der Jahre nach zahlreichen Wiederholungen gleicher Situationen oder Erfahrungen an den Punkt der berühmten „Selbsterkenntnis“. Ich bin eben…. bindungsängstlich, anklammernd, anpassungsfähig, hilfsbereit, dickköpfig, einfühlsam und so weiter. Ich bin ein offener Mensch, sozial engagiert, ehrgeizig, gebildet und weiß was ich im Leben will. Ich bin nun mal so wie ich bin. Doch ist das unser wirkliches SELBST?
Sind wir nicht vielmehr überlagert von Schuld- und Schamgefühlen, von Angst und Zweifeln, von Wut und Widerstand? Werden wir nicht abgehalten, frei zu sein? Voll von Denkkonventionen, von erlernten Mustern die unser Überleben und unsere Daseinsberechtigung einst gesichert haben? Wird es nicht an der Zeit, uns von den unbewussten Denkmustern zu befreien? An der Zeit endlich das Leben zu leben das uns glücklich macht?
Wer sind wir wirklich und– wo finde ich die Antwort?
Wir alle sind auf der Suche nach einem tiefen Sein-Zustand, der frei von Angst, Leid und Schmerz ist. Nach einem Sein-Zustand der unabhängig friedvoll und glücklich und vor allem unabhängig vom Außen besteht.
Wir wissen tief in uns, dass da noch etwas Anderes ist, dass das Leben so wie es ist nicht „Alles“ sein kann. Wir fühlen, dass es etwas viel Mächtigeres in uns gibt. Manch einer bezeichnet dies als die Suche nach dem Sinn des Lebens, oder als die Suche nach sich selbst. Wir können diesen Weg nur gehen, indem wir uns darüber bewusst werden, dass wir bislang als Marionetten unseres Egos durch das Leben liefen. So haben wir uns immer neuen Schmerz erzeugt.
Identifikation
Auch wenn unser Ego ausschließlich mit dem Verstand verbunden ist und unser Bewusstwerden darüber zutiefst fürchtet, geht es nicht darum, unser Ego als böse oder schlecht zu werten. Das Ego hat schließlich dafür gesorgt, durch diese Muster zu überleben. Das Problem liegt nicht in ihm selbst – sondern in der Identifikation mit ihm.
Das Ego ist in sich unsicher, liebt Dramen und Probleme auch wenn wir uns nichts sehnlicher wünschen als das Gegenteil all dessen. Im Laufe der Jahre identifizieren wir uns immer mehr mit diesem erdachten Sein und halten es für unser wahres Ich. Das Ego übernimmt fortan die Kontrolle über unsere Handlungen und Gedanken. Es führt uns unbewusst mit seinen Denkkonventionen durch das Leben.
Es mag nicht bezweifelt, hinterfragt oder gar angesehen werden. Das Ego braucht stattdessen fortan Bestätigung „seines Selbst“. Fühlt es sich angegriffen, hat es panische Angst seine Identität zu verlieren. Das Ego hält unser vermeintliches Selbst für schwach. Durch Widerstände und Aktionismus widersetzt es sich dem jetzigen Moment und hält das für Stärke. Die zunehmende Identifikation mit unserem Ego führt dazu, dass wir „uns“ für stark halten, folglich kämpfen wir weiter, wir treten in Aktion, wir widersetzen uns und widersprechen Menschen und Situationen. Dass diese unechten Anteile in uns nichts mit Stärke zu tun haben, wird uns erst dann bewusst, wenn wir wirklich wahrnehmen woher wahre Stärke rührt.
Würden wir das Ego als zweiten Teil in uns bewusst betrachten, seine Denkkonventionen wahrnehmen indem wir sie nur beobachten, so würde das Ego sofort an der Wirkungskraft und an Einfluss verlieren. Es würde keine Macht mehr über uns und das Leben ausüben können. Stattdessen halten wir alles für wahr und richtig, was uns unser Ego vermittelt und fragen uns warum wir im Leben eigentlich immer wieder in gleiche Situationen kommen. So leitet das Ego mit Anpassungsfähigkeit, Leistung, Ehrgeiz, Aktionismus, Besonderheit, Widerstand, Selbstmitleid, usw. unbewusst durch das Leben und schafft sich selbst immer wieder Situationen, das genau diese Inhalte bestätigt. Nichts anderes tun Beziehungen – sie spiegeln genau die Inhalte des eigenen Egos. Es ist nicht unser wahres Ich, dass hierfür verantwortlich ist, es ist unser falsches Ich, das von neuem Schmerz lebt und es daher immer wieder aufs Neue generiert.
Persönlichkeitsstörungen
Nimmt das Ego extreme Formen an, so sprechen Psychologen dann von Verhaltens- oder Persönlichkeitsstörungen. Narzissmus, Soziopathie, Psychopathie, paranoide Schizophrenie, Borderline-Störung, Bindungsstörungen etc. pp– Im Prinzip sind alle Persönlichkeitsstörungen eine Illusion, es gibt sie garnicht, denn dies sind alles schlichtweg nur extreme Formen der vermeintlichen Identität – Formen die das Ego angenommen hat. Alles Böse auf der Welt, Krieg, Hass und Manipulation, liegen an der Identifikation mit einem zerstörerischen Ego.
Irgendwann beginnen wir, unsere eigene Biographie zu analysieren, Erklärungen für unsere Verhaltensmuster zu verstehen, aber richtig „los“ kriegen wir das Ganze nicht. Hinzu kommt die Gesellschaft, die schließlich von psychischen Störungen spricht und mit krankhaften Begriffen um sich schmeißt. DU bist bindungsängstlich, beziehungsvermeidend oder doch der Beziehungsklammerer? Was vermittelt uns das? Weitere Schuldgefühle. Haben wir nicht Gründe genug gehabt, dass unser Ego sich diese Schutzmechanismen zulegte? Verständnis statt Schuld sollte hier angebracht sein.
Re-Identifikation
Der Schlüssel liegt hier also nicht in der Pathologisierung unseres Egos sondern vielmehr in der Re-Identifikation damit. Dies kann nur geschehen, wenn wir uns im ersten Schritt bewusst darüber werden, dass sämtliche Abwehrmechanismen nicht von unserem wirklichen Selbst kommen sondern nur von unserem Ego, der sich schlichtweg nur über unsere Erfahrungen identifiziert und in Vergangenheit und Zukunft lebt.
Geführt vom Ego laufen wir also weiter unbewusst durchs Leben und ziehen uns oftmals immer sich wiederholende Situationen ins Leben. Bis zu dem Punkt wo wir zutiefst wissen: Ich mag nicht mehr! Ich kann nicht mehr! Ich will das so nicht mehr!
Doch nur wenn wir mutig sind uns von unserem zwanghaften Denken zu lösen, wenn wir wirklich genug gelitten haben und bereits sind unsere Aufmerksamkeit nach innen zu lenken, nur dann öffnen wir die Tür zu unserem Bewusstsein.
Und alles was wir sichtbar machen, kann sich ändern.
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[…] noch das Leben, noch der Umstand wie er war oder evtl. sein könnte. Es ist ausschließlich deinem Ego zuzuweisen, das uns in ständiger Sorge oder Hoffnung „weitermachen“ lässt. Alle Widerstände […]
[…] ist in Wahrheit unser Ego das gelernt hat, es sei zu gefährlich wir selbst zu sein. Es ist das Ego das uns suggeriert, es […]
[…] Angst als Emotion, als ein Gefühl im Körper entsteht durch unseren Verstand, genauer gesagt unser Ego, das in Vergangenheit und Zukunft lebt und mit unserem Verstand unmittelbar verbunden ist- […]